Wednesday, August 24, 2016

eine etwas andere Hundegeschichte

Gosi springt diesesmal in eine etwas andere Hundegeschichte, die mit ihm eigentlich nichts zu tun hat, aber trotzdem erzählt werden muss.



Der Wurstkuchelhund* und der Kranz der Bavaria



Gedichtet zu Ehren zweier wunderbarerer Menschen aus Regensburg 



Es war einmal – so müssen ja alle Märchen anfangen, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das hier nicht eher ein Tatsachenbericht ist. Dann müsste man wohl eher so anfangen:  Dem Sachverhalt zufolge … Aber das klingt doch zu beamtisch. Auf jeden Fall war es ein Dienstag, gegebenenfalls aber auch ein Freitag als die Bavaria von ihrem Schönheitsschlaf, den sie sich einmal die Woche gönnte, erwachte und –ja nix und. Weg war’ns. Wer? Na der Kranz und der Löwe. Jeder vernünftige Mensch kennt ja die Bavaria auf der Theresienwiese. Seit Jahr und Tag steht sie da und natürlich hat sie ein Bärenfell um und natürlich hält sie ein Schwert in der rechten und einen Kranz in der linken Hand, was nicht ganz einfach ist, da sie ihn immer über dem Kopf halten muss und dann auch noch nach hinten gedreht. Man kann sich vorstellen, was das für eine Anstrengung für ein Frauenzimmer ihrer Größe und Statur sein muss – Jahr und Tag! Ach ja, und da ist natürlich auch noch der Löwe. Der hat es sich bequem gemacht und sitzt zu ihrer Rechten und schaut immer Richtung Riesenrad, wenn gerade mal wieder d’Wiesn is, ansonsten übrigens auch in diese Richtung, auch wenn kein Oktoberfest ist, da ist er eigen.
Die Bavaria wacht also auf und beide sanns weg. Da hat die Bavaria erst amoi a bisserl bleed g’schaut. Was ist da g’scheng?
Als sie Bavaria ihren Schönheitsschlaf gehalten hat, hat sich der Löwe mal wieder so richtig gelangweilt. Immer in de gleiche Richtung schaun, immer nach Rosenheim nie nach Augsburg. Von wegen der Löwe, der Löwe ist los! Aber wie es sich so schickt in einem Märchen muss ja auch mal was passieren und tatsächlich: eine Postkutsche hält vor dem Löwen. Er hat ja schon einige Kutschen gesehen vor allem wenn Oktoberfest ist, aber das beginnt ja erst und is no ned. Die Kutsche hält kurz vor dem Löwen an, der schaut noch etwas verdutzt, da fliegt ihm auch schon etwas auf die Nase. Was warn des? Böpböp brummt es da zu seinen Tatzen. Böpböp. Ein Handy. Er hebt es auf und liest die WhatsApp Nachricht – natürlich kann der bayrische Löwe Whatsn, also bitte. Nach Laptop und Lederhose eine Leichtigkeit!

Lieber Löwe  Herzsmilie – Hilfe – Emoji Haufi (für alle Unwissenden: der Kackhaufen, der grinst)
Wir brauchen Lorbeerblätter für unser Sauerkraut. Der Immerwährende Reichstag is no immer da – Lila Teufel Emoji. Die fressen uns noch die Haare vom Kopf. Würstl und Senf haben wir noch – Smilie –aber fürs Sauerkraut sind uns die Lorbeerblätter ausgegangen – Smilie mit blauer Stirn und offenem Mund -. MAYDAYMAYDAY – Smilie mit großen Augen und roten Wangen – Dein Wurstkuchelhund

Das ist die historische Wurstküche beim Salzstadel in Regensburg: genannt Wurstkuchl.


Der Löwe überlegt und überlegt. Wie soll er denn zu Lorbeerblättern kommen. Bald wird es auf der Wiesn wieder Steckerlfisch, Bratgickerl und sogar Ochs am Spieß geben, aber Lorbeerblätter? Gerade will er die Bavaria wecken und schaut zu ihr rauf. Er muss lange nach oben blicken, denn die Bavaria ist wirklich gigantisch. Doch bevor er sich versieht, hat er zu weit geschaut und sieht zum Kranz anstatt zum Gesicht der Bavaria. Man darf es ihm nicht verübeln, er ist es nicht gewohnt in diese Richtung, also Richtung Regensburg zu sehen. Er überlegt nicht lang, denn das war noch nie die Art des Bayerischen Löwen und schnappt sich den Kranz. Ein ganzer Kranz Lorbeerblätter, eventuell etwas angestaubt, aber immerhin. So schnell er kann, begibt er sich nach Regensburg. Er läuft über die Steinerne Brücke, am Salzlager vorbei direkt zum Wurstkuchelhund, der schon ungeduldig auf und ab geht. 




leider konnten wir auch nach längerem Suchen den Wurstkuchelhund nicht finden.
War wahrscheinlich auf Besuch in München beim bayrischen Löwen.



Der ist natürlich mordsfroh, dass sie jetzt wieder Sauerkraut kochen können. Die Schlange der wartenden Gäste ist schon enorm. Alle wollens Bratwürst in der Semmel oder – und das sind die mehrer‘ – mit Kraut. Das Problem ist gelöst. Da brummt es in der Hosentasche des Wurstkuchelhundes und eine Nachricht erscheint:

Schau, dassd sofort hoamkimmst, Du zahnloser Bissdteife! Und bring mein Kranz mit, sonst … - lila Teufel Emoji Die Bavaria – grantiger Smilie

Da ist guter Rat teuer. Der Kranz ist doch schon sehr hergenommen und kann so unmöglich zurück nach München. Hund und Löwe überlegen angestrengt. Der Wurstkuchelhund fliegt ein paar Runden.
„Jetzt hab ich‘s, Löwe. Da über der Bruck stengan Eichenbaam …“ Da fällt ihm der Löwe, der schon etwas verzagt und fast hoffnungslos war, mit einem enthusiastischem Hurragebrüll ins Wort.
„Schon gut schon gut -Gut gebrüllt, Löwe! Aber jetzt ans Werk. Wir müssen der Bavaria einen Kranz flechten, dass ihr hören und sehen vergeht!“
Und so ist es denn auch gekommen. Der Löwe sitzt wieder zur Rechten der Bavaria, und der Bavaria ist Hören und Sehen vergangen. Vor allem seit die Leut wieder ungeniert die Wendeltreppe in ihren Kopf raufsteigen. Ach ja und seit dem Tag, hat sie einen Eichenkranz in der Hand. Was ihr aber auch nichts ausmacht.

Ente, Erdäpfe, Amen! Ois wahr – I schwörs! Schaugst selber nach!




* Der Wurstkuchelhund:


Hoehn, Helmut:
Der Wurstkuchelhund: ein Bilderbogen für kleine und große Leute/ von Helmut Hoehn. - Amberg : Buch- und Kunstverl. Oberpfalz, 1999
ISBN 3-924350-75-2